Die Kanugesellschaft Wanderfalke Essen wurde 1925 gegründet.

Im September 2025 feiert der Verein sein 100jähriges Bestehen.

Die Kanu-Gesellschaft Wanderfalke – eine Erfolgsgeschichte in 100 Jahren.

Das genaue Datum ist nicht bekannt, aber fest steht, dass die Kanu-Gesellschaft Wanderfalke Essen e.V. – kurz KGW – im September 1925 gegründet wurde. Die Gründungsversammlung fand im Lokal „Schevener Hof“ an der Laupendahler Landstraße zwischen Werden und Kettwig statt, das heute noch existiert.

KGW vor 100 Jahren.

Werden ist damals noch selbständige Gemeinde, die Ruhr sieht deutlich anders aus als heute: Naturwehre befinden sich in Höhe der Neukircher Mühle an der Brehminsel sowie an der Papiermühlen-Schleuse, wo sich heute ein kleiner Schiffsliegeplatz befindet. Baldeneysee und Kettwiger Stausee werden erst später gebaut.

Das erste Vereinsheim der Wanderfalken könnte kaum schlichter sein: ein alter Schuppen für Pferdekutschen am Schevener Hof. Doch schon 1926 bietet sich die Gelegenheit, das heutige Vereinsgelände am Werdener Ruhrufer zu pachten und zum günstigen Preis die Fachwerk-Baracke einer stillgelegten Tagebau-Zeche im Wolfsbachtal zu erwerben. In einer Mitgliederversammlung im August 1926 kommt es zur „Kampfabstimmung“ über das Projekt: Mit knapper Mehrheit wird gegen die Stimmen der Vorsichtigen, die vor dem finanziellen Wagnis zurückschrecken, beschlossen, das Fachwerkhäuschen zu kaufen und im Löwental wieder aufzubauen Der Plan wird in Eigenarbeit verwirklicht – wie sich bald herausstellt, genau der richtige Schritt. Denn der Kreis der Aktiven wächst rasant, 1927 wird das neue Bootshaus eingeweiht, 1929 muss es schon wieder erweitert werden.

Wie geht es damals im Verein zu? Die KGW verlangt viel Von ihren Mitgliedern. So wird z.B. jeder Wanderfalke verpflichtet, für den Bau des neuen Vereinsheims eine volle Woche Urlaub zu nehmen Und die ersten „Trainingsvorschriften vom 15. Januar 1926″ sind streng: Nicht nur völliger Verzicht von Nikotin und Alkohol, auch Kaffee und scharfen Gewürzen sind zu vermeiden. Glaubt man dem alten Dokument, so führen echte Wanderfalken ihre täglichen „Atemübungen auch auf Dienst- und Spaziergängen“ aus.
Kajaks sind damals überwiegend Faltboote. Die mühsame Montage der Stoffbespannung aus Segeltuch über dem hölzernen Faltboot-Gerippe ist noch bis in die 1960er Jahre weit verbreitet und dauert bei entsprechender Erfahrung 15 Minuten. Faltboote werden damals nicht nur auf Touren gefahren, sondern auch für Kanupolo und sogar im Wildwasser eingesetzt. Nur im Rennsport sind Boote aus Holz Standard.

Die großen Jahre des Rennsports.

Im zehnten Jahr des Bestehens gelingt 1935 ein großer Erfolg: die erste Deutsche Meisterschaft im Vierer-Kajak. Es folgende weitere Spitzenplätze in allen Bootsgattungen. Der schönste Lohn für hartes Training ist dann der Weltmeisterschaft-Titel im Vierer-Kajak 1938 in Vaxholm, Schweden. Weitere Rennsport-Erfolge: Deutsche Meisterschaften 1936, 1937, 1938, 1939 (Vierer) und bei der Europameisterschaft 1936 der 2. Platz (Vierer).

Viel aufwändiger als heute war damals der Bootstransport: Bei Regatten auf der Ruhr oder dem Rhein werden die Boote am Tage zuvor an den Wettkampf-Ort gepaddelt. Bei weiter entfernten Regatten wird ein Eisenbahnwaggon gemietet, die Boote einige Tage zuvor verladen und so zum Zielort transportiert. Die Sportler selbst fahren ebenfalls mit der Bahn. Regatta-Teilnehmer und begleitende Vereinsmitglieder tragen die Fahrtkosten selbst. Bootsanhänger gibt es noch nicht, da Privatautos selten sind.

Mancher hoffnungsvolle Nachwuchsfahrer kehrt aus dem Krieg nicht zurück – so sind es die „Alten“ aus den 30er Jahren, die nach Kriegsende wieder mit dem Training beginnen. Die erfolgreiche Vorkriegsmannschaft ist bei der ersten deutschen Nachkriegs-Meisterschaft 1947 wieder dabei – natürlich in ihrem Traditionsboot. dem Vierer „ELAB“ – und sie gewinnen. Auch im nächsten Jahr ist den Wanderfalken der 1. Platz nicht zu nehmen. Zu den herausragenden Rennsportlern dieser Zeit gehörten Horst Gniewotta, Helmut Borchert, Ernst Kube, Heinrich Fritzemeier und Reinhold Melzer.

Die Deutsche Meisterschaft 1949 in München wird für die KG Wanderfalke ein besonderer Erfolg: Hinter den „Alten“, die zum letzten Mal antreten, kommt als zweites Boot der Nachwuchs der Wanderfalken über die Ziellinie. Die „Jungen“, wie sie nach dem Doppelsieg von München genannt werden, landen auch in den folgenden Jahren weitere große Erfolge. So wird der Name „Wanderfalke“ in den 1950er Jahren wieder ein Begriff im Kanusport.

Weitere Erfolge im Rennsport: Deutsche Meisterschaften 1948 und 1952 (Zweier-Faltboot, 10.000 m), Deutsche Meisterschaft 1950 (Vierer-Kajak), Deutsche Meisterschaft 1951 (Vierer-Kajak, 10.000 m), Deutsche Jugendmeisterschaften 1949 2. Platz, 1950 Meistertitel und 1967 2. Platz (Einer-Kajak), 1967 dann nochmals im Vierer-Kajak.

Letzte Phase des Rennsports gehört den Frauen.

Die letzten „Sterne“ am Rennsport-Himmel leuchten für Wanderfalke in den 1970er und 80er Jahren: Barbara Schüttpelz, Monika Lessner, Josefa Idem, Caroline Kuhlmann, Dagmar Stupp und Monika Lessner fahren zahlreiche Erfolge ein. Barbara Schüttpelz, die noch heute Mitglied im Verein ist, holt in ihrer aktiven Zeit über 30 Deutsche Meister-Titel und gilt seit 1977 als die Nummer 1 in Deutschland im Kajak-Einer. Als Teilnehmerin bei Europa- und Weltmeisterschaften bleibt sie manchmal nur um Sekundenbruchteile hinter den Erstplatzierten. Ihre größter Erfolg ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles: Dort schafft Barbara Schüttpelz im Einer die Silbermedaille und zusätzlich im Zweier mit Josefa Idem Bronze. Bei der Rückkehr von den Spielen bereiten die Wanderfalken den Olympia-Frauen bei der Ankunft am Werdener Bahnhof einen triumphalen Empfang: Zahlreiche Vereinsmitglieder stehen mit ihren Paddeln Spalier, bevor die Sportlerinnen einem gemieteten Rolls-Royce durch Werden gefahren werden.

Ende der 1980er Jahre gibt die KG Wanderfalke – wie andere Vereine auch – den Rennsport wegen der hohen Kosten für die Spitzensportler auf. Die KGE – Träger des Bundesleistungszentrums am Baldeneysee – übernimmt.

Auch Kanupolo ist 100 Jahre alt.

Über die Entstehung des Kanupolo werden manche Geschichten erzählt. Eine davon sieht die Wiege des Polosports vom Boot aus an der Küste von Wales in Südwest-England. Dort sollen Fischer die Sportart erfunden haben, indem sie sich von alten Heringsfässern aus Fische zuwarfen. In Deutschland dürfte Kanupolo in der Mitte der 20er Jahre aufgekommen sein. Gespielt wird in Faltbooten, die unvermeidlichen Kollisionen führen zu häufigen Schäden an den Booten.

Wanderfalke gehört zu den Vereinen der ersten Stunde und hat bereits bei den ersten Deutschen Meisterschaften die Nase vorn. Deutscher Meister im Kanupolo wird die KGW 1930 in Breslau, 1931 in Duisburg und auch 1934 in Nürnberg. Im Gegensatz zu heute wird in den ersten Jahrzehnten des Polosports auf Großfeldern von 70 bis 90 Metern Länge und 40 bis 50 Metern Breite gespielt, und die Tore sind rund vier Meter (!) breit.

Nach längerer Unterbrechung durch den 2. Weltkrieg wird Kanupolo in den 50er Jahren neu entdeckt. Den Startschuss für die Neuauflage der Polosports gibt ein erstes Freundschaftsspiel KGW gegen Meiderich. Boote aus Kunststoff verdrängen die schwerfälligen Faltboote. Weil Kanupolo zunehmend populärer wird und sich immer mehr Vereine dieser Sportart zuwenden, führt der Deutsche Kanu-Verband 1971 erstmals wieder Deutsche Meisterschaften durch. Das einheitliche Regelwerk der Internationalen Kanu-Föderation schreibt nun auch in Deutschland kleinere Spielfelder von nur noch 30-35 m Länge und leichtere Boote vor, die Tore werden ebenfalls deutlich verkleinert. 1974 holt Wanderfalke in Lobberich die Meisterschaft mit den Spielern Bramkamp, Eckberg. Frechen, Kühnemann, Ruhl, Struck, Thurau und Torwesten. Die Jugendlichen werden 1977 in Berlin Deutsche Meister. Bald entwickelt sich zwischen den beiden Essener Vereinen KG Wanderfalke und KSV Rothe Mühle eine harte sportliche Konkurrenz um die Spitzenstellung im Kanupolo: Die direkten Begegnungen zwischen den beiden „Lokalrivalen“ bei den Deutschen Meisterschaften werden mit besonderer Spannung verfolgt. Einen weiteren Meister-Titel holt die KGW-Mannschaft der Junioren 1999 in Essen.

Bis heute konnten die Sportler der KGW Erfolge auf nationaler und internationaler Ebene erzielen. Dazu gehörten „Deutscher Meister“-Titel in den Schüler-, Jugend- und Junioren-Klassen. Die Herrenmannschaft holte den Cup nochmals 2007 nach Werden. Im selben Jahr wurden die KGW- Herren zur Mannschaft des Jahres der Stadt Essen gewählt und konnten sich dabei u. a. gegen die Handballer vom TUSEM Essen, die Fußballer der RWE und die Bundesliga-Frauen der SG Essen durchsetzen.

Neben den nationalen Titeln haben sich immer wieder Wanderfalken für die Nationalmannschaften qualifiziert und an Welt- und Europameisterschaften sehr erfolgreich teilgenommen. So gehörten die KGW-Spieler Sven Spenner und Jonas Gauselmann in den jeweiligen deutschen Teams zu den Gewinnern der Worldgames und wurden dafür vom Bundespräsidenten mit dem silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet, der höchsten sportlichen Auszeichnung in Deutschland.

2023 und 2024 waren die KGW-Herren dem Titel des Deutschen Meisters sehr nahe und mussten sich erst dem jeweiligen Pokalsieger geschlagen geben. Auch in diesem Jahr stehen die Herren in der laufenden Saison auf Platz 2 der Tabelle und spielen somit wieder um den Titel mit.

Kanuwandern: Touren nah und fern.

Neben den Leistungssport-Sparten Rennkajak und Kanupolo erlebt das Kanuwandern bei der KGW über Jahrzehnte eine Blütezeit: Zahlreiche Paddlerinnen und Paddler gehen mit ihren Booten nicht nur am Wochenende regelmäßig auf Tour, bei Vereinsfahrten werden zahlreiche Flüsse und Seen befahren, auf Kanu-Großveranstaltungen wie dem Weser-Marathon, der Aller-Hochwasser-Rallye und der Woche des Kanusports in Norden sind die Wanderfalken regelmäßige Teilnehmer. Manchmal sind es die Rennsportler oder Polospieler, die nach dem Ende ihrer Sportler-Karriere den Reiz des Kanuwanderns entdecken und bis ins hohe Alter dabei bleiben.

Am 27. August 1978 blockieren Kanuten der KGW zusammen mit vielen anderen Vereinen mit einer Demonstration auf dem Wasser die Ruhr. Die rund 600 Teilnehmer protestieren damit gegen die zunehmende Belästigung durch Motorboote, die oft mit hohen Geschwindigkeiten viel Lärm und Abgase produzieren und den Leistungs- wie den Freizeitsport auf der Ruhr für Paddler und Ruderer erschweren. Nachdem sich auch die Stadt Essen des Themas angenommen hat, wird zwei Jahre später immerhin ein Teilerfolg erzielt: Der Regierungspräsident Düsseldorf begrenzt das zugelassene Tempo auf 12 Stundenkilometer.

Jahrhundert-Hochwasser mit dramatischen Folgen.

Das alte Fachwerkhäuschen im Löwental wird in den 1950er Jahren durch ein richtiges Vereinsheim ersetzt, das seitdem den Mittelpunkt des Vereinslebens bildet. Zu dem von der Stadt Essen gepachteten Gelände gehört eine tiefer gelegene große Wiese direkt am Leinpfad, die für Feste und Ballspiele genutzt wird. 2019 übernimmt die KGW übernimmt ein Nachbargelände, um auf hochwassersicherem Niveau eine neue Bootshalle zu bauen. Der Baubeginn im Winter 2020/2021 kommt glücklicherweise zum richtigen Zeitpunkt, um die Folgen des verheerenden Ruhr-Hochwassers vom 17. Juli 2021 aufzufangen. So steht die neue Halle bereits im Rohbau, als die Ruhr in der Nacht rapide ansteigt und die alten Bootsschuppen auf dem tiefer gelegenen Gelände verwüstet. Über hundert Poloboote von erheblichem Wert können im letzten Moment in Sicherheit gebracht werden. Doch nun liegt das gesamte Inventar über Flure und Räume des Vereinsheims verteilt – und findet keinen Platz. Mit Unterstützung des Stadt Essen und zahlreicher Spender gelingt es, die neue Bootshalle zügig fertigzustellen und die übrigen Schäden nach und nach zu beseitigen. Auch der Vereinssteg, der von der Flut weggerissen wurde, kann schließlich instandgesetzt und reaktiviert werden.

Ihren 100. Geburtstag feiert die KG Wanderfalke mit einem viertägigen Fest: Dazu gehören ein Poloturnier am 13. September 2025, einen Tag später folgt das Wanderfahrer-Treffen zum Jubiläum. Am 20. September treffen sich die Ehemaligen im Verein, bevor am nächsten Tag der offizielle Festakt zu „100 Jahre KGW“ den Schlusspunkt setzt.

Du willst Mitglied werden?

Du liebst Wassersport und Gemeinschaft? Dann bist du bei der Kanu-Gesellschaft Wanderfalke genau richtig! Ob Kanupolo, Kanuwandern oder Stand-Up-Paddling – wir bieten Spaß am Sport und ein starkes Vereinsleben.

Besonders Kinder ab 9 Jahren finden in unserer Schülergruppe den perfekten Einstieg ins Kanupolo. Erfahrene Spieler haben sogar die Chance, in einem traditionsreichen Bundesliga-Verein mitzuspielen.

Alle Infos & den Aufnahmeantrag findest du im Downloadbereich!